Interdisciplinary Centre

Warum funktionieren traditionelle Planungsinstrumente oftmals nicht, um öffentliche Räume als Sozialräume zu stärken? Was genau wird als ‚öffentlich’ an öffentlichen Räumen verstanden und wie kann Kultur in den Städten dazu beitragen, Prozesse sozialen Austausches und gesellschaftlicher Konfrontation zu stimulieren?

Programm

Der Arbeitsbereich Stadtkultur und öffentlicher Raum (SKuOR) bringt sich in Forschung und Lehre an der TU Wien ein und forciert sogleich die Etablierung und Verfestigung akademischer Netzwerke auf europäischer Ebene sowie den Dialog zwischen Stadtverwaltung und Universitäten in Wien.

Struktur

Mit dem SKuOR hat sich an der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien eine horizontale und dialogisch aufgebaute Struktur institutionell etabliert, deren Aufgabe es ist, bereits vorhandene akademische Potenziale in den Themenfeldern Stadtkultur und öffentlicher Raum aufzuspüren und synergetisch im Sinne des gegebenen thematischen Lehr- und Forschungsschwerpunktes inhaltlich zu bündeln.

Profil

Erkenntnisinteressen

Warum funktionieren traditionelle Planungsinstrumente oftmals nicht, um öffentliche Räume als Sozialräume zu stärken? Was genau wird als ‚öffentlich’ an öffentlichen Räumen verstanden und wie kann Kultur in den Städten dazu beitragen, Prozesse sozialen Austausches und gesellschaftlicher Konfrontation zu stimulieren? Wie können variierende Forschungsperspektiven zum öffentlichen Raum mittels kulturwissenschaftlicher Herangehensweisen erkenntnisproduktiv gebündelt und für Theorie und Praxis fruchtbar gemacht werden? Inwieweit hängen das soziale Alltagsleben in den Städten, der politische Ausdruck zivilgesellschaftlichen Aufbegehrens auf städtischen Straßen und Plätzen mit ihrer gebauten Form und den planerischen Visionen und Studien für Städte zusammen?

Internationale Gastprofessur

Die Fakultät für Architektur und Raumplanung an der Technischen Universität Wien stellt sich diesen herausfordernden Fragen an der interdisziplinären Schnittstelle zwischen planerisch-gestalterischen und gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen mit der Einrichtung der Gastprofessur „Stadtkultur und öffentlicher Raum“. Diese wird durch die Stadt Wien von Dezember 2008 bis Februar 2018 materiell gefördert. Zunächst auf drei Jahre angelegt, wurde das Programm zwei Mal erfolgreich durch die Stadt Wien verlängert. In 2018 wird die TU Wien interimistisch eine Gastprofessur für ein Semester einrichten, um zwischen der vorhergehenden Förderphase und einer zukünftigen neuen Förderschiene, die mittels eines internationalen Partners ermöglicht wird, getragen werden soll (vorr. Start zum Wintersemester 2018/9). Aus den Mitteln werden Gastdozenturen wie auch lokale Personalmittel innerhalb der TU Wien in einer Gesamthöhe von 100.000 Euro jährlich bestritten. Seit Juni 2015 komplementiert ein zusätzliches Programm die Bestrebungen für eine größere Betonung der Bedeutung öffentlicher Räume auf der Fakultätsebene: Das „Future Lab Öffentlicher Raum” wurde initiiert um die Erkenntnisse und Auswirkungen der Gastprofessur für Stadtkultur und öffentlicher Raum zwischen 2015 und 2017 zu multiplizieren. Future Lab Oeffentlicher Raum has been instigated to multiply the insights and impacts of City of Vienna Visiting Professorship for Urban Culture and Public Space between 2015 and 2017.

Horizontale Institution

The purpose and mission of the Visiting Professorship is to develop a novel approach towards public spaces, thus contributing to enriching the current teaching and research spectrum at European universities. Thus, the current spectrum of research and teaching in European universities will be expanded and enriched, given the obvious relevance of the social and political significance of public space and different cultural practices.To this end, the Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space has been set up as a central platform for cooperation. This is supported by an internal TU working group of different colleagues in different disciplines, the dean, and the study deans of the Faculty of Architecture and Planning, as well as the Director of the Interdisciplinary Centre. This committee makes recommendations concerning the centre’s activities and advises on the appointment of visiting professors during the respective expression of interest process. On a project-by-project basis, small coalitions are formed based on current topics of research on urban and cultural approaches and knowledge alliances for the planning and design of public spaces.

Zentrale Fragestellungen

Wie genau bedingen gegenwärtige Interaktionen zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren, staatlichen Institutionen und den Märkten die gesellschaftliche Produktion öffentlicher Räume? Welche Aufgaben werden in diesem Zusammenhang von planenden und gestaltenden Disziplinen wahrgenommen und wo besteht zukünftiges Potenzial für Studierende an Architektur- und Raumplanungsfakultäten, sich über ihre traditionellen Qualifikationen hinaus wirkungsvoll steuernd und gestaltend in diese gesellschaftlichen Prozesse einzubringen? Inwieweit kann kulturübergreifendes Handeln in Planung und Architektur bei zunehmender Internationalisierung der Handlungssphären kontextsensibel gestaltet werden?

Besondere Herausforderungen

Öffentliche Räume sind dynamische gesellschaftliche Prozesse und damit relationale Räume mit baulichem Ausdruck, die wir allein analytisch in einem sehr starren Raumverständnis in räumliche „Ebenen“ aufteilen können. In diese Prozesse intervenieren strategisch drei Lernfelder, die einen direkten Bezug zu Architektur und Planung haben: Stadtgestaltung im Spannungsfeld der materiellen Raumproduktion, Stadtplanung im Kontext der mentalen Raumproduktion und Stadtforschung als Brennglas für das räumliche Verstehen der gesellschaftlichen Praxis, speziell der Bedeutungsproduktion. Die Lernfelder sind bewusst weit gefasst, um einer unerwünschten Engführung auf gewisse Disziplinen und gleichnamige Fachbereiche vorzugreifen. Denn heute gestalten Planende ebenso wie Gestaltende planen, Kunstschaffende forschen und Forschende werden kreativ tätig. Der Dreiklang entspricht also weniger disziplinären Vorprägungen, institutionellen Abgrenzungen oder akteursbezogenen Selbstwahrnehmungen, sondern verlagert den Fokus auf tatsächliches Handeln von Individuen und Gruppen im Spannungsfeld der Stadtentwicklung. Es ist daher die besondere Aufgabe der dialogisch angelegten Akademischen Teams in Forschung und Lehre am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space, den lokalen Blick auf die örtlichen Gegebenheiten Wiens mit dem akademischen Wissensaustausch auf europäischer Ebene erkenntnisfördernd in zwei Lernfeldern zu verknüpfen: Know Why (Stadtforschung, Theorie) und Know How (Stadtplanung und –gestaltung, Praxis). research and teaching, the local view of the  Vienna context with the exchange of academic knowledge at the European level into two areas of learning that promote insight: know why (urban research, theory) and know how (urban planning, urban design, practice).

Prämissen des Wirkens

Öffentliche Räume als gesellschaftliche Prozesse

SKuOR ist ein Disziplinen übergreifend arbeitender horizontaler Arbeitsbereich, der Anknüpfungspunkte zwischen Stadtforschung und Stadtplanung und -gestaltung, zwischen Praxis und Theorie in den kombinierten Themengebieten Stadtkultur und öffentlicher Raum aufspürt. Mit Fachgrößen aus verschiedenen Disziplinen und Ländern wird zu ergründen versucht, wie öffentliche Räume als Vergesellschaftungsprozesse in der Stadt funktionieren. Diese ‚sedimentieren‘ baulich räumlich, etwa in Form gestalteter und geplanter Projekte, bei denen immer stärker auch stadtkulturelle Aspekte diverser Akteure mit unterschiedlichsten Interessen zum Tragen kommen. Um inhaltliche Inspirationen sowohl aus Planungstheorie und -praxis sowie aus Raumtheorie und Stadtforschung zu erhalten, hat man sich an der TU Wien auf Basis des Vorschlags von Assoc. Prof. Dr. Sabine Knierbein über ein inhaltliches Dreijahresprogramm verständigt:

Stadtkultur, öffentlicher Raum und Stadtgesellschaft – Zivilgesellschaft, Staat, Markt (2009-2011)

Stadtkultur, öffentlicher Raum und Stadtentwicklung – Ressourcen, Wissen, Lebensweisen (2012-2014)

Stadtkultur, öffentlicher Raum und die Bildung urbaner Experten – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft (2015-2017)

Stadtkultur, öffentlicher Raum und Wohnen (2018)

Perspektivenvielfalt interdisziplinär, transdisziplinär und postdisziplinär

Damit soll als erster Prämisse der Komplexität der zwei Gegenstände – Stadtkultur und öffentlicher Raum – Rechnung getragen werden, schließlich sind öffentliche Räume nicht nur ein Feld verschiedener disziplinärer Perspektiven, sondern ebenfalls eine gesellschaftliche Sphäre des mannigfaltigen Ausdrucks und der Durchsetzung von Interessen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und auch Auseinandersetzungen mit Chancen bei gleichzeitiger Differenz und Distinktion der Akteure in öffentlichen Räumen, und die strukturellen Weichenstellungen, die Planer und Architektinnen hier vornehmen, veranschaulichen die Vielschichtigkeit des Gegenstands Stadtkultur. Denn an den Prozessen der kulturellen und sozialen Produktion öffentlicher Räume sind nahezu immer Akteure der Zivilgesellschaft, des Staats und der Märkte mit ganz unterschiedlichen Ressourcen, Wissensbeständen und Lebensweisen beteiligt. Diese Akteure und Institutionen wirken manches Mal direkt steuernd und gestaltend in den öffentlichen Raum, und beeinflussen damit als Stadtplanende, Stadtgestaltende und Stadtforschende Prozesse der materiellen und mentalen, der sozialen und kulturellen Raumproduktion systematisch und limitiert. Sie haben nur einen eingeschränkten Einfluss auf das tatsächliche kulturelle und soziale öffentliche Leben, dass sich in öffentlichen Räumen entfaltet. Ihr Wirkungsradius in öffentlichen Räumen wird von Einigen all zu oft überschätzt, wohingegen ihn Andere nahezu negieren. Es erscheint daher notwendig, auf der analytischen Ebene eine postdisziplinäre Herangehensweise zu finden, die es ermöglicht, Prozesse der Produktion von Stadtgestalt aus einem relationalen Raumverständnis zu verstehen, also eben jenen Brückenschlag zwischen Morphologie und gesellschaftlichen Prozessen zu vollziehen. Dazu ist die Perspektive auf öffentliche Räume im Sinne der oben bezeichneten Gratwanderung zwischen baulichem Ergebnis und gesellschaftlichen Produktionsprozessen zu schärfen. Mit dem Dreiklang „Interdisziplinär, Transdisziplinär, Postdisziplinär“ werden variierende Herangehensweisen der systematischen Anwendung von Perspektivenvielfalt – bereichsübergreifend innerhalb der Universität (inter-), zwischen Wissenschaft und Praxis (trans-) oder aus der Komplexität des Gegenstandes heraus (post-) – thematisiert. Denn es gilt, Wissen zu öffentlichen Räumen aus unterschiedlichen Bereichen entsprechend ihrer gesellschaftspolitischen Relevanz im Sinne des wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts zu bündeln, zu schärfen und zu präzisieren.

Know Why und Know How

Eine zweite Prämisse der Arbeit des SKuOR ist die Kombination von Know Why (Theorie) mit Know How (Praxis). Denn die aus der sozialwissenschaftlichen Raumforschung generierten Erkenntnisse werden im Hinblick auf den Anwendungs- und Umsetzungsbezug mit Sichtweisen aus Raumplanung und Raumgestaltung konfrontiert, um zukünftigige Absolventinnen und Absolventen der Raumplanung und der Architektur sowie weiterer raumrelevanter Disziplinen darin zu schulen, die Logiken beider Herangehensweisen, die oftmals konträr zueinander laufen und doch miteinander verstrickt sind, unterscheiden zu lernen und die Vorzüge beider Herangehensweisen herauszuarbeiten und reflexionskompetent einsetzen zu können. Konkret wird gefragt: Wie können Planer, wie Gestalterinnen als Akteure in dieser gesellschaftlichen Gemengelage in Prozesse intervenieren, um die Qualität öffentlicher Räume bereits in den Prozessen ihrer Produktion aufzuwerten und ihren kreativen Beitrag zum gesellschaftlichen Interessenausgleich in den Städten zu leisten. Schließlich wird gefragt, auf welchen normativen Grundhaltungen, auf welchen fachpolitischen Positionierungen Planung sowie Gestaltung jeweils basieren und auf welchen sie – im Sinne einer demokratischen Stadtgesellschaft – gründen sollten.

Explorative Ansätze und Raumproduktion

In diesem Spannungsfeld liegt die Arbeit mit explorativen Ansätzen in Planung und Forschung dem Wirken des SKuOR als dritte Prämisse zugrunde. Hier geht es um das Thema von Innovationen in Planung und Forschung, gleichwie um die Frage, wie man mit veränderten Forschungs- und Lehrmethoden (z.B. spatial filming, action research) veränderte Herangehensweisen an räumliche Problemlagen hervorbringen kann. Diesem Ansatz liegt immer auch eine Reflexion der verschiedenen Raumverständnisse zu grunde, die das Handeln von Menschen beeinflussen und durch dieses hervorgebracht werden. Die Arbeit mit explorativen methodischen Ansätzen in der Raumforschung und Raumplanung ist daher als Plädoyer für eine permanente Reflexion über Raumkonzeptionen in Theorie und Praxis zu verstehen, deren Notwendigkeit sich mit dem kritischen Blick auf das Spannungsfeld zwischen wahrgenommenen, konzipierten sowie gelebten (öffentlichen) Räumen in gegenwärtigen Städten manifestiert.

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